David Sickinger

TEXTE
/// die moderne
/// Dieses kleine Schmuckstück war eine Auftragsarbeit für die Künstlerin Dorothee Albrecht.

Er wurde Teil ihres Filmes über Corbusier und die Moderne, wiederum eine Auftragsarbeit des Kunstvereins Wolfsburg.

Die Moderne war lange das, was noch kommen sollte, ein Versprechen, ein ferner Ort in der Zeit, der durch Erneuerung oder Veränderung des Bestehenden erreicht würde. Wenn erst geschafft wäre, was man vorhatte, die 'neue Schrift', das 'neue' Bild, die 'neue' Form, dann sei die Moderne erreicht.

Wir können nun aber davon ausgehen, das die Moderne schon da ist. Ich mag die Moderne als Zustand. Die Moderne sollte ja durch formale Einrichtungen erreicht werden und ihren Ausdruck finden. Ihr Kern ist aber doch das Leben, auf rationale und emotionale Weise, auf diese beiden Weisen, miteinander verbunden.

In der Moderne geht es den Menschen gut. Es gibt keinen 'modernen' Krieg - das ist eine Lüge. Das ist ein aktueller Krieg. Modern ist Krieg nicht. Es gibt keine moderne Ausbeutung, keine moderne Unterdrückung - es gibt weiterentwickelte Formen, verfeinert und verbessert, mit der Moderne haben diese Mechanismen nichts zu tun. Technologie ist auch nicht modern, sondern neu, eine Kette von Erfindungen.

Die Moderne ist ja erdacht worden. Ein Netz von Begriffen, also eindeutig bezeichnenden Worten. Sie ist entwickelt worden, sie ist da, und es wäre gut, würde sie benutzt.



Die Moderne ist keine Farbe, Form oder Objekt, und doch läßt sie sich darstellen. Und Menschen arbeiten daran solche Orte, Bilder, aber auch vor allem solche Verhältnisse zu schaffen.

Die Art, wie dann an etwas gearbeitet wird, dessen Existenz manchmal so unwahrscheinlich scheint, sieht dementsprechend auch manchmal religiös aus.